Das Immunsystem: Spezifische Abwehr

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Bevorstehend

Die gezielte Immunantwort mit Antikörpern und Gedächtniszellen

Ziele dieses Moduls
  • Sie können die Funktion von B-Zellen und T-Zellen erklären
    Verstehen
  • Sie können den Ablauf einer spezifischen Immunantwort beschreiben
    Anwenden
  • Sie können das Prinzip des immunologischen Gedächtnisses erklären
    Verstehen

Die spezifische Abwehr ist die zweite Verteidigungslinie des Immunsystems. Sie richtet sich gezielt gegen bestimmte Erreger und bildet ein immunologisches Gedächtnis.

Was ist die spezifische Abwehr?

Die spezifische (adaptive) Abwehr entwickelt eine massgeschneiderte Antwort gegen jeden einzelnen Erreger.

Merkmale:

  • Wirkt gezielt gegen bestimmte Erreger
  • Braucht einige Tage bis zur vollen Wirkung (4-7 Tage bei Erstkontakt)
  • Bildet ein Gedächtnis - bei erneutem Kontakt reagiert sie viel schneller
  • Ermöglicht langfristigen Schutz (Immunität)

Die zwei Hauptakteure:

  • B-Zellen - produzieren Antikörper (humorale Immunantwort)
  • T-Zellen - zerstören infizierte Zellen direkt (zelluläre Immunantwort)

Antigene - Erkennungsmerkmale

Ein Antigen ist ein Molekül (meist ein Protein), das eine Immunreaktion auslösen kann.

  • Jeder Erreger trägt charakteristische Antigene auf seiner Oberfläche
  • Das Immunsystem erkennt diese als "fremd"
  • Ein einzelner Erreger kann viele verschiedene Antigene haben

Beispiel: Das Coronavirus SARS-CoV-2 trägt auf seiner Oberfläche Spike-Proteine - diese sind Antigene, die vom Immunsystem erkannt werden.

B-Zellen und Antikörper

B-Zellen (B-Lymphozyten) sind weisse Blutzellen, die in unserem Körper patrouillieren.

Wie B-Zellen funktionieren:

  1. Erkennung: Jede B-Zelle trägt Rezeptoren für ein bestimmtes Antigen
  2. Aktivierung: Wenn eine B-Zelle "ihr" Antigen findet, wird sie aktiviert
  3. Vermehrung: Die aktivierte B-Zelle teilt sich viele Male (klonale Selektion)
  4. Differenzierung:
    • Plasmazellen - produzieren massenhaft Antikörper
    • Gedächtniszellen - bleiben jahrelang im Körper

Antikörper (Immunglobuline)

Antikörper sind Y-förmige Proteine, die:

  • An Antigene binden (wie Schlüssel-Schloss-Prinzip)
  • Erreger markieren für Fresszellen
  • Erreger zusammenklumpen (Agglutination)
  • Viren neutralisieren, sodass sie nicht in Zellen eindringen können
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Was passiert, wenn eine B-Zelle aktiviert wird?

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T-Zellen - die Killer des Immunsystems

T-Zellen (T-Lymphozyten) zerstören infizierte Körperzellen. Es gibt verschiedene Typen:

1. T-Helferzellen (CD4-Zellen)

  • Koordinieren die Immunantwort
  • Aktivieren B-Zellen und andere T-Zellen
  • Setzen Botenstoffe frei (Zytokine)

2. Zytotoxische T-Zellen (CD8-Zellen, T-Killerzellen)

  • Erkennen infizierte Körperzellen
  • Zerstören diese Zellen gezielt
  • Wichtig gegen Viren und Krebszellen

Wie erkennen T-Zellen infizierte Zellen?

Alle Körperzellen präsentieren auf ihrer Oberfläche Proteinstücke (via MHC-Moleküle). Infizierte Zellen zeigen dabei virale Proteine - T-Zellen erkennen diese als fremd und zerstören die Zelle.

Ablauf einer spezifischen Immunantwort

So läuft die spezifische Abwehr bei einer Virusinfektion ab:

  1. Tag 0-1: Viren dringen in Körperzellen ein
    • Unspezifische Abwehr reagiert sofort
  2. Tag 1-3: Antigene werden präsentiert
    • Fresszellen nehmen Viren auf
    • Sie präsentieren virale Antigene auf ihrer Oberfläche
  3. Tag 3-5: Aktivierung der Lymphozyten
    • T-Helferzellen erkennen die Antigene
    • Sie aktivieren B-Zellen und zytotoxische T-Zellen
  4. Tag 5-7: Vermehrung und Differenzierung
    • B-Zellen produzieren Antikörper
    • T-Killerzellen zerstören infizierte Zellen
  5. Tag 7-14: Maximale Immunantwort
    • Hohe Antikörperkonzentration im Blut
    • Viele aktive T-Killerzellen
    • Erreger wird eliminiert
  6. Ab Tag 14: Rückbildung
    • Die meisten Plasmazellen sterben ab
    • Gedächtniszellen bleiben erhalten
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Zeichnen Sie ein Diagramm, das den zeitlichen Verlauf einer Erstinfektion zeigt. Tragen Sie auf der x-Achse die Zeit in Tagen auf und auf der y-Achse die Konzentration von Erregern, Antikörpern und die Aktivität der T-Zellen. Beschriften Sie die wichtigsten Phasen.

Das immunologische Gedächtnis

Das immunologische Gedächtnis ist einer der wichtigsten Mechanismen der spezifischen Abwehr.

Gedächtniszellen:

  • Entstehen bei jeder Immunantwort
  • Bleiben jahrelang (manchmal lebenslang) im Körper
  • Können schnell aktiviert werden
  • Ermöglichen eine viel schnellere Immunantwort bei erneutem Kontakt

Erstinfektion vs. Zweitinfektion:

ErstinfektionZweitinfektion
Dauer bis maximale Immunantwort7-14 Tage2-3 Tage
KrankheitssymptomeMeist deutlichOft keine oder schwach
AntikörperproduktionLangsam steigendSchnell und massiv

Dies ist die Grundlage für Immunität - wer eine Krankheit einmal durchgemacht hat, ist danach oft geschützt.

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Warum verläuft eine Zweitinfektion mit dem gleichen Erreger meist milder als die Erstinfektion?

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Note

HIV - wenn das Immunsystem angegriffen wird

Das HI-Virus (Humanes Immundefizienz-Virus) greift ausgerechnet das Immunsystem selbst an:

  • HIV befällt T-Helferzellen (CD4-Zellen)
  • Diese Zellen werden zerstört
  • Das Immunsystem kann nicht mehr richtig koordiniert werden
  • Ohne Behandlung entsteht AIDS (Acquired Immune Deficiency Syndrome)
  • Der Körper kann sich nicht mehr gegen andere Erreger wehren

Wichtig: Mit modernen Medikamenten (antiretrovirale Therapie) können HIV-Infizierte heute ein fast normales Leben führen.

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