Wirtschaftskreislauf verstehen: Angebot, Nachfrage und das grosse Ganze

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Bevorstehend

Entdecke, wie MÀrkte funktionieren, was Angebot und Nachfrage bewirkt und wie die Schweizer Wirtschaft als Kreislauf lÀuft. Mit praktischen Beispielen aus dem Alltag!

Ziele dieses Moduls
  • Sie können erklĂ€ren, wie Angebot und Nachfrage den Preis eines Produkts beeinflussen und dies an konkreten Beispielen illustrieren.
    Verstehen
  • Sie können die wichtigsten Sektoren der Schweizer Wirtschaft benennen und Beispiele fĂŒr jede Kategorie geben.
    Verstehen
  • Sie können den Wirtschaftskreislauf mit seinen Hauptakteuren (Haushalte, Unternehmen, Staat) beschreiben und die Geld- und GĂŒterströme zuordnen.
    Verstehen
  • Sie können das Bruttoinlandprodukt (BIP) als Messgrösse der Wirtschaftsleistung erklĂ€ren und seine Bedeutung fĂŒr die Schweiz einordnen.
    Verstehen

Willkommen zu Ihrem Selbstlernmodul ĂŒber die Grundlagen der Wirtschaft! In diesem Modul lernen Sie, wie MĂ€rkte funktionieren, was Angebot und Nachfrage sind und wie die Schweizer Wirtschaft als grosser Kreislauf organisiert ist.

Sie können dieses Modul in Ihrem eigenen Tempo durcharbeiten und erhalten praktische Beispiele aus dem Schweizer Alltag.

🎯 Was Sie in diesem Modul erwartet

Wirtschaft klingt kompliziert? Ist es aber gar nicht! In diesem Modul entdecken Sie:

  • Warum ein iPhone mehr kostet als ein Döner (Angebot & Nachfrage)
  • Wer in der Schweizer Wirtschaft was macht (Sektoren)
  • Wie Ihr Lohn durch die Wirtschaft fliesst (Wirtschaftskreislauf)
  • Wie man misst, ob es der Schweiz gut geht (BIP)

Zeitaufwand: ca. 45-60 Minuten

🛒 Angebot und Nachfrage: Das Herz des Marktes

Ein Alltagsbeispiel

Stellen Sie sich vor: Es ist Samstagabend, 22:00 Uhr. Die BĂ€ckerei hat noch 5 Gipfeli ĂŒbrig. Morgen sind sie nicht mehr frisch. Was macht der BĂ€cker?

Richtig – er senkt den Preis! Aus CHF 2.50 werden CHF 1.00. Warum?

  • Angebot: 5 Gipfeli sind noch da (viel Angebot)
  • Nachfrage: Um 22 Uhr kaufen nur noch wenige Leute Gipfeli (wenig Nachfrage)
  • Ergebnis: Preis sinkt

Die goldene Regel

Viel Nachfrage + Wenig Angebot = Hoher Preis
Beispiel: iPhone am Lancierungstag – alle wollen es, wenige sind verfĂŒgbar → teuer!

Wenig Nachfrage + Viel Angebot = Tiefer Preis
Beispiel: Erdbeeren im Sommer – alle Bauern haben welche, viele Leute wollen keine → gĂŒnstig!

Challenge

🎼 Gedankenexperiment: Der Konsolenkampf

Es ist Weihnachtszeit. Die neue PlayStation 6 kommt auf den Markt. Sony kann nur 1 Million Konsolen produzieren, aber 5 Millionen Leute wollen eine kaufen.

Frage: Was passiert mit dem Preis?

  • A) Der Preis bleibt gleich
  • B) Der Preis sinkt
  • C) Der Preis steigt (HĂ€ndler verlangen AufschlĂ€ge)

Lösung: C ist richtig! Bei hoher Nachfrage und knappem Angebot steigen die Preise. HÀndler können mehr verlangen, weil die Leute bereit sind, mehr zu zahlen.

🏭 Die drei Sektoren der Wirtschaft

Die Schweizer Wirtschaft ist in drei grosse Bereiche aufgeteilt. Jeder Sektor produziert etwas anderes:

1ïžâƒŁ PrimĂ€rsektor (Urproduktion)

Was wird gemacht? Rohstoffe aus der Natur gewinnen

Beispiele:

  • Landwirtschaft: Bauer produziert Milch, Getreide, GemĂŒse
  • Forstwirtschaft: Holz schlagen im Wald
  • Fischerei: Fische aus dem Bodensee

Anteil in der Schweiz: Nur noch ca. 3% – die Schweiz ist kein Agrarstaat mehr!

2ïžâƒŁ SekundĂ€rsektor (Industrie & Gewerbe)

Was wird gemacht? Rohstoffe verarbeiten und Produkte herstellen

Beispiele:

  • Aus Milch wird KĂ€se (Emmentaler!)
  • Aus Holz werden Möbel (IKEA-Fabrik)
  • Uhren herstellen (Rolex, Swatch)
  • Maschinen bauen (ABB)
  • Medikamente produzieren (Roche, Novartis)

Anteil in der Schweiz: Ca. 20% – wichtig, aber nicht mehr dominant

3ïžâƒŁ TertiĂ€rsektor (Dienstleistungen)

Was wird gemacht? Dienstleistungen anbieten (keine Produkte!)

Beispiele:

  • Bank: UBS berĂ€t Sie beim Sparen
  • Detailhandel: Migros verkauft Produkte
  • Tourismus: Hotel in den Alpen
  • Gesundheit: Spitex pflegt Kranke zu Hause
  • Bildung: Berufsschule
  • Versicherungen: CSS, Helsana

Anteil in der Schweiz: Ca. 77% – DER wichtigste Sektor! Die Schweiz ist eine Dienstleistungsgesellschaft.

Challenge

đŸ•”ïž Quiz: Welcher Sektor ist es?

Ordnen Sie die folgenden Berufe den Sektoren zu:

  1. GĂ€rtner, der Rosen zĂŒchtet
  2. BĂ€ckerin, die Brot backt
  3. Coiffeuse, die Haare schneidet
  4. Winzer, der Trauben erntet
  5. Informatiker, der Websites programmiert

Lösungen:

  • 1 = PrimĂ€r (zĂŒchtet Pflanzen)
  • 2 = SekundĂ€r (verarbeitet Mehl zu Brot)
  • 3 = TertiĂ€r (Dienstleistung)
  • 4 = PrimĂ€r (erntet Rohstoff)
  • 5 = TertiĂ€r (Dienstleistung, keine physischen Produkte)

🔄 Der Wirtschaftskreislauf: Wer macht was?

Die Wirtschaft ist wie ein grosser Kreislauf. Es gibt drei Hauptakteure, die stÀndig miteinander interagieren:

1. Haushalte (Sie und ich!)

Was tun wir?

  • Wir arbeiten bei Unternehmen → bekommen Lohn
  • Wir kaufen Produkte und Dienstleistungen → geben Geld aus
  • Wir zahlen Steuern an den Staat

2. Unternehmen

Was tun sie?

  • Sie produzieren GĂŒter und Dienstleistungen
  • Sie bezahlen uns Lohn fĂŒr unsere Arbeit
  • Sie verkaufen Produkte an uns
  • Sie zahlen Steuern an den Staat

3. Staat (Bund, Kantone, Gemeinden)

Was tut er?

  • Er sammelt Steuern von uns und Unternehmen
  • Er baut Strassen, Schulen, SpitĂ€ler (öffentliche GĂŒter)
  • Er bezahlt Lehrer, Polizisten, etc. (Löhne)
  • Er kauft bei Unternehmen ein (z.B. Busse fĂŒr öffentlichen Verkehr)

Note

💾 Die zwei KreislĂ€ufe

Im Wirtschaftskreislauf fliessen zwei Dinge gleichzeitig:

Geldkreislauf (im Uhrzeigersinn):

  1. Sie arbeiten bei Migros → Migros zahlt Ihnen CHF 4'500 Lohn
  2. Sie kaufen bei Migros ein → Sie zahlen CHF 800 fĂŒr Lebensmittel
  3. Migros zahlt Steuern → Der Staat bekommt Geld
  4. Der Staat bezahlt Ihren Berufsschullehrer → Lehrer bekommt Lohn

GĂŒterkreislauf (gegen Uhrzeigersinn):

  1. Sie arbeiten 40h/Woche bei Migros → Migros bekommt Ihre Arbeitskraft
  2. Migros verkauft Ihnen Brot, Milch, GemĂŒse → Sie bekommen Waren
  3. Der Staat baut eine Strasse → Unternehmen nutzen die Infrastruktur

Wichtig: Geld und GĂŒter fliessen immer in entgegengesetzte Richtungen!

🎯 Praxisbeispiel: Ihr Monatslohn

Verfolgen Sie Ihren Lohn durch den Wirtschaftskreislauf:

  1. Sie erhalten CHF 5'000 Lohn (von Ihrem Arbeitgeber)
  2. Davon gehen ab:
    • CHF 600 Steuern → an den Staat
    • CHF 450 Krankenkasse → an Versicherung (Unternehmen)
    • CHF 1'200 Miete → an Vermieter (Haushalt oder Unternehmen)
  3. CHF 2'750 bleiben:
    • CHF 800 Lebensmittel → an Coop (Unternehmen)
    • CHF 150 Handy-Abo → an Swisscom (Unternehmen)
    • CHF 300 Ausgang → an Restaurants/Bars (Unternehmen)
    • CHF 1'500 sparen → auf Bankkonto (Bank = Unternehmen)

Ihr Geld fliesst durch die ganze Wirtschaft und kommt als Lohn zu anderen zurĂŒck!

📊 Das BIP: Wie misst man die Wirtschaft?

Was ist das BIP?

BIP = Bruttoinlandprodukt (auf Englisch: GDP = Gross Domestic Product)

Definition: Der Gesamtwert aller GĂŒter und Dienstleistungen, die in einem Jahr in der Schweiz produziert werden.

Ein vereinfachtes Beispiel

Stellen Sie sich vor, die Schweiz besteht nur aus:

  • 1 BĂ€cker (backt 1000 Brote Ă  CHF 5) = CHF 5'000
  • 1 Coiffeuse (macht 500 Haarschnitte Ă  CHF 60) = CHF 30'000
  • 1 Informatikerin (programmiert 10 Websites Ă  CHF 5'000) = CHF 50'000

BIP = CHF 85'000 (alle produzierten Werte zusammen)

Zahlen zur Schweiz

  • BIP Schweiz 2023: ca. CHF 800 Milliarden
  • BIP pro Kopf: ca. CHF 92'000 (pro Person in der Schweiz)
  • Wachstum: Ca. +1-2% pro Jahr (die Wirtschaft wĂ€chst langsam)

Note

💡 Warum ist das BIP wichtig?

Das BIP zeigt, ob es der Wirtschaft gut geht:

  • BIP wĂ€chst (+2%): Unternehmen produzieren mehr → mehr ArbeitsplĂ€tze → mehr Lohn → mehr Konsum → 😊
  • BIP stagniert (0%): Wirtschaft steht still → keine neuen Jobs → Unsicherheit → 😐
  • BIP schrumpft (-2%): Rezession! Unternehmen produzieren weniger → Entlassungen → weniger Konsum → 😟

BIP ist nicht alles!

Das BIP sagt NICHT:

  • Wie glĂŒcklich die Menschen sind
  • Wie sauber die Umwelt ist
  • Ob die Einkommen gerecht verteilt sind

Beispiel: Wenn ein Ölunfall passiert und die Reinigung CHF 1 Milliarde kostet, steigt das BIP – obwohl es ein UnglĂŒck war!

🎓 Zusammenfassung: Die Key Points

Hier nochmals die wichtigsten Erkenntnisse aus diesem Modul:

Angebot & Nachfrage

  • Hohe Nachfrage + Wenig Angebot = Hoher Preis
  • Niedrige Nachfrage + Viel Angebot = Tiefer Preis
  • Der Markt findet immer ein Gleichgewicht

Drei Sektoren

  • PrimĂ€r: Rohstoffe aus der Natur (3%)
  • SekundĂ€r: Verarbeitung und Produktion (20%)
  • TertiĂ€r: Dienstleistungen (77%) ← Schweiz ist hier stark!

Wirtschaftskreislauf

  • Haushalte: Arbeiten und konsumieren
  • Unternehmen: Produzieren und bezahlen Löhne
  • Staat: Sammelt Steuern und bietet öffentliche GĂŒter
  • Geld und GĂŒter fliessen in entgegengesetzte Richtungen

BIP

  • Misst den Gesamtwert aller produzierten GĂŒter und Dienstleistungen
  • Schweiz: ca. CHF 800 Mrd., CHF 92'000 pro Kopf
  • Wichtiger Indikator, aber nicht alles!

Checklist

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Reflection

🚀 WeiterfĂŒhrende Gedanken

Jetzt, wo Sie die Grundlagen kennen, können Sie ĂŒber folgende Fragen nachdenken:

  • Warum ist die Schweiz so reich, obwohl wir kaum Rohstoffe haben?
  • Was passiert, wenn der Staat sehr viele Schulden macht?
  • Wie beeinflusst die Globalisierung den Wirtschaftskreislauf? (Stichwort: Import/Export)
  • Ist ewiges Wirtschaftswachstum ĂŒberhaupt möglich und sinnvoll?

Diese Fragen gehen ĂŒber dieses Modul hinaus – aber Sie haben jetzt die Basis, um darĂŒber zu diskutieren! đŸ’Ș